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"Eine positive Zukunftsvision schaffen"

22. März 2024

Presse-Mitteilung


Angesichts der demografischen Entwicklung mit immer mehr pflegebedürftigen Menschen und dem gleichzeitigen Fach- und Arbeitskräftemangel, steht die Pflege in den nächsten 15 Jahren vor sehr großen Herausforderungen, sagt der neue Vorsitzende der Saarländischen Pflegegesellschaft (SPG) Dr. Michael Schröder.


Hochrechnungen zeigen auf, dass die Zahl der Pflegebedürftigen weiter ansteigt: von fünf Millionen derzeit auf sechs Millionen im Jahr  2040. Gleichzeitig fehlen Arbeitskräfte in der Pflege. Nach einer aktuellen Erhebung der „Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform“ sind für die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen im Saarland bis ins Jahr 2025 rund 1.000 neue Beschäftigte nötig. Bis 2040 ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf von rund  2.300 Beschäftigten (www.generationengerechte-pflege.de). Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung geht im
günstigsten Fall sogar von einem Bedarf bis 2035 von 5.600 und bei unveränderten Bedingungen von 8.000 Vollzeitkräften aus.


Die SPG hält eine ganze Reihe von Maßnahmen für nötig, um die Personal-Situation in der Pflege zu verbessern:


  • Initiativen, um wieder mehr Auszubildende für die generalistische Pflegeausbildung und die Pflegeassistenzausbildung zu gewinnen und zugleich die hohen Abbrecherquoten zu reduzieren;


  • Reaktivierung von Pflegearbeitskräften, die aus dem Berufausgestiegen sind;


  • Gewinnung von ausländischen Pflege(fach)kräften, in abgestimmten Verbünden sowie durch weiter vereinfachte und schnellere Zugänge und rasche Anerkennung bereits erworbener Qualifikationen.


Grundvoraussetzung dafür sei aber, dass die Rahmenbedingungen kreative und flexible Versorgungskonzepte ermöglichen und dadurch langfristig auch das Image in der Pflege verbessert wird, betont Schröder. Dazu gehört auch eine Anerkennung und Nutzung der Kompetenzen der Pflegekräfte sowie deren Weiterentwicklung. Für die Träger der Einrichtungen sei es zudem hilfreich, wenn Personal flexibler eingesetzt werden kann. Dann könnten beispielsweise
vollstationäre Pflegekräfte auch Leistungen im benachbarten Betreuten Wohnen übernehmen. „Eine standardisierte und sektoral abgegrenzte Versorgungsform, die zudem noch auf starren Pflegegraden ausgerichtet  ist, lässt sich in dieser Situation nicht aufrechterhalten“, sagt Schröder. Ein Beispiel sei das Stambulant-Modell, das stationäre, teilstationäre und ambulante Pflege miteinander verbindet. Trägern müssten Spielräume für innovative Konzepte eingeräumt und in experimenteller Form in multiprofessionellen Teams erprobt werden können.


Zur Organisationsentwicklung und Digitalisierung der Einrichtungen benötigen die Träger, so die SPG, eine deutlich bessere finanzielle Unterstützung. Die bisherige Förderung von maximal 12.000 Euro werde dem Bedarf in keiner Weise gerecht.


Schröder fordert, dass die Pflegeversicherung grundlegend reformiert undvereinfacht wird. Das Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz sei den dringendsten Herausforderungen nicht gerecht geworden. So steige die Belastung der Bewohnerinnen und Bewohner durch den Eigenanteil weiter an. Im Saarland beträgt er aktuell durchschnittlich 2.782 Euro. Notwendig sei es daher, das Risiko extremer monatlicher Kosten als auch einer langen Zahlungsdauer zu eliminieren und von der Wohnform unabhängig zu machen. Schröder: Bis dahin sollten die pflegebedürftigen
Menschen schon einmal, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, von den Ausbildungskosten der Pflegeausbildungen entlastet werden.


Die SPG fordert mehr Aufmerksamkeit und Zuversicht für die Leistungen der Pflege. Die permanente Problembeschreibung dürfe nicht selbst zum Problem werden und den Pflegeberuf als unattraktiv und fremdbestimmt
erscheinen lassen, so der Vorsitzende. Die maßgebliche Bedeutung und der positive Einfluss der Pflege für die Gesamtgesellschaft müsse auch mit einer positiven Zukunftsvision verbunden werden.


„Es ist jetzt an der Zeit, gemeinsam und schnell zu handeln. Alle Akteure, die Verantwortung für eine bedarfsgerechte Pflege tragen, müssen die Bedingungen und Vorgaben in Frage stellen, die Lösungen verhindern und die Lage weiter verschärfen“ sagt Schröder. Dabei will sich die Saarländische Pflegegesellschaft aktiv einbringen und notwendige und
verantwortbare Veränderungen mitgestalten.


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